Eine Psychotherapie kann infrage kommen, wenn Sie über einen längeren Zeitraum Symptome haben, unter denen Sie leiden und die Ihr Alltagsleben beeinträchtigen. Das können stark wechselnde Stimmungen sein oder Gefühle wie Niedergeschlagenheit, Angst oder Ärger. Andere Menschen klagen über Schlafstörungen und Konzentrationsstörungen oder leiden unter sich wiederholenden Gedanken, die sie über die Maßen beschäftigen. Manchmal können auch sich wiederholende schwierige Situationen mit anderen Menschen, gerade in Liebesbeziehungen oder am Arbeitsplatz, sehr belastend sein.

Das Gefühl zu haben, dass solche Situationen oder Symptome uns im Griff haben und wir sie nicht wirklich gestalten können, ist häufig Anlass für eine Psychotherapie.

In tiefenpsychologischen Verfahren gehen wir davon aus, dass diese Symptome ein Ausdruck sind für etwas, das dahinter oder darunter liegt. Das, wofür die oft leidvollen Symptome stehen, ist aber nicht immer zugänglich oder bewusst. Schwierige Erfahrungen oder Gefühle wurden verdrängt. Wir sprechen daher von unbewussten Konflikten, die eine Dynamik entwickeln können, unter der die betroffenen Menschen leiden. Wenn uns ein Konflikt klar wäre, würden wir ihn meist lösen können. Durch das Unbewusste im Konfliktgeschehen haben wir zu wenig Spielraum und Möglichkeiten, auf gute Lösungen hinzuwirken. Wir kennen nicht alle Beteiligten im Zusammenspiel.

In tiefenpsychologischen Verfahren geht es letztendlich darum, diese Beteiligten kennenzulernen. Es geht um die zunehmende Fähigkeit, das eigene Leben flexibler zu gestalten, es anzunehmen und letztendlich genussfähiger zu werden. Es geht um Veränderungen, ziel- und lösungsorientiertes Arbeiten.
Dazu wird in psychodynamischen Verfahren immer wieder ein Umweg in die Vergangenheit gemacht, denn wir gehen davon aus, dass langwierige oder sich wiederholende Schwierigkeiten in der Regel schon in der Kindheit oder Jugend entstanden sein können. Für sich Mitgefühl zu entwickeln, spüren zu lernen, was bestimmte Erfahrungen bedeutet haben, kann alten Wunden den Schmerz nehmen.

Zu verstehen, dass wir als Kinder die beste Lösung entwickelt haben, die es damals gab, kann Freiheiten schaffen, in der Gegenwart neue und angemessenere Lösungen zu entwickeln. Dann kann z.B. die Depression und der innere Rückzug verstanden werden als eine damals angemessene Reaktion auf Zurückweisungen oder Überforderungen. In der lähmenden Angst kann z.B. die alte Angst vor Verlusten entdeckt werden. Aus den Konflikten der Gegenwart den alten Schmerz, alte Gefühle und alte Annahmen über sich und das Leben herauszufiltern, schafft Raum für Veränderungen in der gegenwärtigen Realität. Sich selbst besser wahrzunehmen und zu spüren, schafft mehr Flexibilität im Leben.

Nicht immer lassen sich schwierige und schmerzhafte Erfahrungen auflösen. Für vergangene Erfahrungen gilt das immer. Sie können verstanden oder betrauert werden. Schwierige Erlebnisse in einem anderen Licht zu sehen, nimmt Problemen aber oft die Schwere oder Hoffnungslosigkeit, sodass Sie Ihre Stärken und Ressourcen besser kennenlernen und nutzen können.

Meist wird eine Lebenssituation schwierig, weil sie einer alten Erfahrung zu ähnlich ist oder in Lebenskrisen alte Konflikte nach oben gespült und damit aktualisiert werden. Daneben gibt es Lebenssituationen, die für fast alle Menschen außerordentlich schmerzlich oder verwirrend sind, wie etwa eine Trennung, ein Unfall oder der unerwartete Verlust des Arbeitsplatzes. Es kann dann schwer sein, sich auf solche Ereignisse einzustellen, wir sprechen daher von Anpassungsstörungen. Damit sich Symptome nicht chronifizieren, braucht es manchmal auch in diesen Situationen psychotherapeutische Unterstützung.

In einer Psychotherapie, die tiefenpsychologisch fundiert ist, werden Sie keine Ratschläge oder Empfehlungen für Verhaltensänderungen bekommen. Stattdessen werden wir in den gemeinsamen Gesprächen entdecken können, worum es geht, Bedeutungen und Zusammenhänge neu oder anders verstehen; erfahren, was fehlt oder behindert auf dem Weg zu mehr Zufriedenheit, lebendigen Beziehungen und Selbstbewusstsein.

In einem Bild gesprochen hieße das: Sie kennen Teile der Landschaft und haben eine Ahnung, wohin die Reise für Sie gehen soll. Ich als Therapeutin kenne verschiedene Methoden, wie dieser Weg zu finden sein könnte, reiche Ihnen den Kompass, kenne typische Wegmarkierungen oder sehe Nebelwände. Ich stelle Ihnen meine Eindrücke zur Verfügung. In dem Raum, der in den gemeinsamen Gesprächen entsteht, sind aber Sie es, der oder die den Weg entdeckt und geht.

Wenn Sie sich über Psychotherapie allgemein informieren möchten, finden Sie eine gute und verständliche Einführung auch auf der Seite der Bundespsychotherapeutenkammer.

Hier werden auch die unterschiedlichen Methoden und Verfahren genauer vorgestellt, die von der Krankenkasse bezahlt werden.

Auch bei der Deutschen Psychotherapeutenvereinigung finden Sie gute Informationen:

Zur Website

„Und endlich ist nicht zu vergessen, daß die analytische Beziehung auf Wahrheitsliebe, d. h. auf Anerkennung der Realität gegründet ist“, schrieb Sigmund Freud 1937 in einem Rückblick auf sein gesamtes Werk (GW XVI, 94).

logo